Am 20. Mai ist der World Organizing Day. Doch ein Tag genügt nicht!
Stell dir einmal Folgendes vor: Maschinen pausieren, Restaurants schließen ihre Türen, und der Einzelhandel verkauft nur das Nötigste. Deutschland legt eine ganze Woche lang die Arbeit nieder, um die „Deutsche Ordnungswoche“ zu begehen.
Wär das nicht der ultimative Test, ob Nation Saubermann und Sauberfrau wirklich so ordentlich ist, wie das Vorurteil, das uns weltweit vorauseilt?
Wären wir bereits am Dienstag fertig, hätten wir den Rest der Woche frei.
Eine Woche aufräumen statt zu arbeiten
Wir würden in die hintersten Ecken von Lagern und Aktenbergen kriechen, unsere überquellenden E-Mail-Postfächer durchforsten, alte Nachrichten sortieren und Systeme schaffen, die uns auch in Zukunft daran erinnern, nachzuhaken.
Ganze Dörfer räumten gemeinsam auf – erfahrene Aufräumerinnen und Aufräumer helfen den Unerfahrenen, fitte Menschen unterstützen jene, die mehr Hilfe brauchen.
Ordnungsexpertinnen und -experten leiten Onlineworkshops und stehen in Standleitungen bereit, um Fragen zu beantworten und zu helfen und leiten eine ganze Nation in Workshops, die auch im öffentlichen Fernsehen übertragen werden, an, wie Ordnung schaffen gelingt.
Lass uns mal kurz in diese Utopie abtauchen.
Lager-Montag
Die Ordnungswoche startet mit einer Online-Konferenz zum Thema ‚Lager aufräumen‘. Danach rücken Teams in ihren Arbeitsbereichen an, um Warenlager, Werkzeugschränke und Hallen zu kategorisieren und auszumisten.
Privatleute stürzen sich auf Keller, Garagen und Dachböden. Wer selbst nichts aufzuräumen hat, hilft den Nachbarn. Behörden drücken beide Augen zu, während die Bordsteine an diesem Tag zu ‚Zu verschenken‘-Runways werden.
Prozess-Dienstag
Der Morgen beginnt mit einem Onlineworkshop zur Prozessoptimierung. Hier lernen alle, wie man Abläufe strafft und effizienter gestaltet – im Büro genauso wie zu Hause.
Am Nachmittag wendet jeder die frisch erworbenen Kenntnisse an und kümmert sich um die Schubladen, Schränke und Lagerregale. Alles wird prozessorientiert sortiert und klar beschriftet. Diese methodische Herangehensweise bringt nicht nur Ordnung in physische Räume, sondern schärft auch den Blick für das Wesentliche.
Gemeinschafts-Mittwoch
Der Mittwoch der ‚Deutschen Ordnungswoche‘ bringt uns zusammen – im wörtlichen und übertragenen Sinne. Angestellte (und Vorgesetzte!) nehmen sich die Gemeinschaftsräume vor: Kaffeeküchen werden entrümpelt, Kantinen neu organisiert und Aufenthaltsräume werden zu Wohlfühloasen umgestaltet.
Privatpersonen widmen sich ihren Küchen und Wohnzimmern. Wer schon Ordnung geschaffen hat, bietet seine Hilfe Nachbarinnen und Nachbarn, Vereinen oder anderen Institutionen an.
Stell dir vor, wie die gemeinschaftliche Anstrengung nicht nur unsere Räume, sondern auch unsere Gemeinschaft stärkt.
Mittlerweile ist auch der letzte Miesepeter überzeugt. “Ordnung gemeinsam – das macht ja richtig Spaß!” und kann kaum schlafen, weil er schon so gespannt darauf ist, was er am Donnerstag Neues über Ordnung lernen wird.
Dokumenten-Donnerstag
Der 4. Tag der ‚Deutschen Ordnungswoche‘ beginnt mit einem knackigen Online-Workshop zu Papier- und digitaler Ablage. Teams entwickeln gemeinsam logische Ordnerstrukturen und effiziente Prozesse und fixieren diese für die Zukunft.
Freischredder-Freitag
Freitag ist der große Tag der Befreiung: Es wird archiviert, geschreddert und gelöscht, was das Zeug hält. Wer nicht arbeiten muss oder seine Papierberge bereits bewältigt hat, unterstützt in seinem Umfeld.
Sozialer Samstag
Samstag wird der Tag, an dem wir gemeinsam unseren öffentlichen Raum in Angriff nehmen.
Überall in Deutschland ziehen Menschen los, um Müll zu sammeln und weitere Mülleimer zu installieren. Ein Tag, an dem das Bewusstsein für unsere Umgebung und den respektvollen Umgang mit ihr wächst.
Außerdem besuchen wir die Sozialkaufhäuser des Landes, um zu lernen und zu lehren: Spenden gehören nicht neben einen überfüllten Altkleidercontainer – sie verdienen einen sinnvollen und würdigen Platz.
Es ist ein Tag des Lernens, des Helfens und des gemeinsamen Handelns, der zeigt, wie sehr Ordnung und Respekt Hand in Hand gehen.
Ich höre dich schon: ‚Sarah, das ist doch Wahnsinn! Was für eine kuriose Idee! Eine ganze Woche unproduktiv sein, das können wir uns doch nicht erlauben!‘
Wenn du denkst, das wäre verschenkte Zeit, Ordnung schaffen wäre ineffizient, dann brauchst du die deutsche Ordnungswoche mehr, als du glaubst!
Diese eine Woche könnte dem ganzen Land einen unglaublichen Effizienzboost für die restlichen 51 Wochen des Jahres geben.
Im 2. Jahr würden wir uns alle schon im Optimierungsbereich befinden.
Im 3. Jahr bräuchte es wahrscheinlich nur noch einen einzigen Ordnungstag.
Eine solche Projektwoche würde nicht nur den Zusammenhalt in Unternehmen stärken, sondern auch das gegenseitige Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen auf Ordnung fördern und uns unseren Konsum bewusster machen.
Stell dir vor, wie eine solche kollektive Anstrengung die Produktivität langfristig steigern könnte.
Aber ja, mich hat bei dieser Idee ein wenig der Größenwahn überrumpelt. Bis mein Vorschlag von der Regierung angenommen wird, feiern wir den 20. Mai mit 110 Pro Bono Projekten im Rahmen des World Organizing Days.
8 KollegInnen stellen hier ihr Projekt vor und wie du dich auf ihre Pro Bono Aktion bewerben kannst.
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