Ich bin Ordnungscoach mit Leib und Seele. Dass ich Menschen durch meine Fähigkeiten zu einem glücklicheren Leben verhelfe und dabei auch noch Unternehmerin bin, verwundert mich heute nicht mehr. Schaue ich meinen Lebenslauf an, lässt er rückwärts betrachtet keinen anderen Schluß zu, als heute Ordnungscoach zu sein.
Was mir durch diese Betrachtung im Rückspiegel klar wurde:
- Wenn du etwas gefunden hast, dass dir leicht fällt und dich erfüllt: Tu es! Wenn du dann damit auch Geld verdienen kannst: Jackpot!
- Umgib dich mit drei Arten von Menschen: Vorbildern, Menschen, die es gut mit dir meinen und Menschen, die ehrlich zu dir sind.
- Nutze deinen Motivator, was auch immer das ist, um dich weiterzubilden, zu recherchieren, Neues zu lernen und hör nie wieder damit auf.
Heute: Traumberuf Ordnungscoach
Auf der Suche nach der eigenen Berufung stellen Businesscoaches gerne die folgende Frage: “Was würdest du machen, wenn du nicht mehr arbeiten müsstest, weil du beispielsweise im Lotto gewonnen hast.?” Ohne zu zögern wäre meine Antwort: “Ordnungscoach sein.”
Was mich an diesem Job so tief befriedigt, ist, dass ich Menschen dazu verhelfe, Klarheit in und über ihr Leben zu bekommen. Sich Zuhause (wieder) einen privaten, geschützten Rückzugsort zu schaffen; eine Umgebung, die für sie funktioniert, die sie in ihren Wünschen, Zielen und Sehnsüchten unterstützt. In einer Welt, in der im Außen so viel passiert, die immer hektischer, komplizierter und anspruchsvoller wird, ist es wichtiger denn je, sich diese Dekompressionskammer zu schaffen. Diesen Einfluss auf ein individuelles Leben haben zu dürfen, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.
Und “thinking big” bin ich überzeugt: Wenn sich alle Zuhause wohlfühlen, sind wir “da draußen” bessere Menschen zueinander.
Und, nicht unwesentlich, fällt mir meine Arbeit so leicht, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, dafür Geld zu verlangen. Bei allem Idealismus, den ich heute in meiner Arbeit sehe, muss ich ehrlich gestehen: Es war weder der Anspruch, etwas mit Wirkung zu tun, noch die berühmte Lottofrage die mir zu meinem Traumjob verholfen hat.
Es war meine Neugierde.
Und liebevolle Arschtritte.
Und Zufall.
Und eine große Portion Glück.
Aber der Reihe nach, bzw. Schicht für Schicht wie beim Ausräumen einer großen Truhe auf einem Dachboden.
2017: Die Entscheidung, zu gründen: Reine Neugierde
Der Entschluß stand: Ich wollte mich ausprobieren. Ich wollte mir etwas beweisen. Ich wollte selbst etwas schaffen und erschaffen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich als Angestellte anderen geholfen, ihre unternehmerischen Babys großzuziehen, ihre Leidenschaft beruflich zu leben und zum Erfolg zu führen.
Aber in meinem damaligen Job war ich seit Monaten unglücklich, weil ich dort keine Handlungsspielräume und keine Selbstverwirklichung erlebte, das war nicht der Grund, sondern ein starker Motivator.
Ich schrieb einen Businessplan, entwickelte Konzepte und Angebote, plante Werbemaßnahmen, tauschte mich in Foren mit anderen aus, schrieb Texte, baute meine Homepage, versuchte mich selbst an einem Logo, setzte einen Vertrag auf, entwarf Flyer und recherchierte mögliche Kooperationspartner. Das tat ich morgens vor der Arbeit, Abends nach der Arbeit und in jeder freien Minute. Und zum ersten mal exakt so, wie ich es wollte.
Als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, meldete ich am 1. Juli 2017 mein Gewerbe “Sarah Kiefer – Ordnungscoaching” an.
Frust über den Job und der Wunsch nach Selbstverwirklichung alleine hatten dazu nicht genügt. Es hatte auch noch ein paar liebevolle Arschtritte gebraucht.
2016: Keine Widerrede möglich
2016 war ich tief eingetaucht in die Welt der Ordnung. Deep down the rabbit hole. Ich las alles zum Thema Ordnung, Effizienz und Produktivität, was ich in die Finger bekommen konnte. Ich sog alles auf wie ein Schwamm.
Es war wie eine Sucht. Und erkannte, dass ich vieles automatisch schon immer so gemacht hatte. Dass ich ganz ohne mir darüber bewusst gewesen zu sein, bei jedem Arbeitgeber effizientere Strukturen eingeführt, Systeme implementiert und mich freiwillig zum Ordnung schaffen gemeldet hatte. Ich hatte die Spitznamen “Big Mama”, “Gedankenresonanzkörper” und “Rote-Faden-Finderin” von meinen Vorgesetzten erhalten. Ich redete nur noch vom Ausmisten und Loslassen und von Ordnung, Strukturen und Systemen. Es war etwas, das ich gerne tat und in dem ich Befriedigung fand und mehr und mehr lernen wollte.
Dann stand der Umzug meiner besten Freundin an. Wir hatten uns während der Ausbildung lieben gelernt. Kennengelernt hatten wir uns schon 10 Jahre zuvor. Wie es der Zufall (Hallo Zufall!) so wollte, entschieden wir uns für die gleiche Ausbildung, landeten in derselben Wohnung im Berufsschulheim und da wir aus derselben Gegend kamen, verbrachten wir auch lange Autobahnfahrten miteinander. Später wohnten wir zusammen, durchgefeierten die Nächte und – als würde das nicht genügen – fuhren regelmäßig zusammen übers Wochenende fort. Wir buchten uns ein AirBnB kauften Käse, Salami und Wein in rauen Mengen und träumten von der Selbstständigkeit. Da war alles dabei: Vom eigenen Hotel, Café, Bed&Breakfast, einer Bar, dem 10 Plätze Restaurant bis zur Akademie, in der künftige Bräute lernen, ihre eigene Hochzeit zu planen.
Auf “Das ist doch genau dein Ding!” folgen Ängste und Ausreden
Vor ihrem Umzug wollte sie ausmisten und bat mich um Rat. Ich hatte ja schließlich von nichts anderem mehr gesprochen. Ihr gefiel das Ergebnis und meine Herangehensweise.
Am nächsten Käse-Salami-Wein-Wochenende spannen wir wieder Gründungsideen. Nur weil sie sich schon selbstständig gemacht hatte, hatten wir damit nicht aufgehört. Und irgendwann meinte sie: “Diese Japanerin, die geht doch auch zu Leuten nach Hause und hilft ihnen beim Aufräumen. Das ist doch genau dein Ding!”
Bäm! Ich wusste, dass sie recht hatte. Da bekam ich es erstmal mit der Angst zu tun. Und suchte viele Gründe, warum das unmöglich sei. Wer bezahlt schon für so einen Service? Wer traut sich überhaupt, Hilfe in Anspruch zu nehmen? Und außerdem gab es in Deutschland schon 15 Ordnungscoaches! Also ganz normale vorgeschobene Ängste und Ausreden. Lea ließ keine davon gelten. So fuhren wir am Sonntag wieder nach Hause, mit einem Bauch voll Käse-Salami-Wein-Mischung und ich mit einem Kopf voller Zweifel und einem Herz voller Euphorie und Ideen.
Der Wunsch nach der eigenen Selbstständigkeit war also schon lange da. Von verschiedenen Seiten gefüttert und motiviert. Ich bin Maskenbildnerin für Film und Fernsehen, ein Beruf, der typischerweise selbstständig ausgeführt wird. Auch in meinem zweiten Beruf, der Veranstaltungskauffrau, ist die Gründung einer eigenen Agentur ein häufiger und gangbarer Weg. Und trotz jahrelanger Erfahrung im Showgeschäft, im Theater , in einer TV-Serienproduktion und im Marketing einer Eventlocation zog es mich nicht in die Unterhaltungsbranche.
Auch hatte ich selbst nie einen Leidensdruck, was meine eigene Ordnung betraf. Wie war ich also überhaupt zur Ordnung gekommen?
Schicksal, zur richtigen Zeit am richtigen Ort, höhere Macht? Nein. Langeweile plus Zufall.
2015: Wie im Silikonvalley: Dank Zufall entsteht eine Idee der Garage
Ich war arbeitssuchend. Ohne konkretes Ziel, Plan oder Vorgehen nutze ich die Zeit, daheim ein wenig auszumisten, Wände zu streichen und verschiedene Räume praktischer zu gestalten. So auch die Garage, die wir uns mit unseren Nachbarn teilten.
Während wir alte Farbeimer ins Auto luden und stolz auf unser Tagwerk, eine aufgeräumte Garage mit Aufhängung für Helme und Fahrradwerkzeug, ein Regal für Gartenwerkzeuge und eine Sammelstelle für Altpapier begutachteten, sagte mein Nachbar: “Kannst du dir vorstellen, dass es Menschen gibt, die dafür ein Buch lesen müssen? Es gibt da wohl eine Japanerin, die ein Buch übers “richtige” Aufräumen geschrieben hat. Dabei ist das doch alles voll logisch, wie man sowas angeht.”
Ja tatsächlich habe ich erst 2015 zum ersten Mal von Marie Kondo gehört. Ich war ganz der Meinung meines Nachbarn und hatte nicht erwartet, dass ich etwas Neues lernen würde. Neugierig wie ich bin, hab ich mir ihr Hörbuch bestellt. Und sofort angefangen, die komplette Wohnung, den Keller und den Dachboden nach ihrer Methode zu entrümpeln. Hätte ich damals gewusst, wohin das führt, hätte ich Fotos gemacht und das dokumentiert. Es waren bestimmt 10 große Müllsäcke, etliche Umzugskartons und einige Möbel, die damals zum Sozialkaufhaus gingen. Ich arbeitete mich durch die Wohnung. Und als ich mit Konmari nicht mehr weiterkam, denn es gab auch Dinge, die kein “joy sparkten”, die ich aber dennoch brauchte, fing ich langsam an, weiter in die Welt der Ordnung abzutauchen. Was angefangen hatte mit der etwas arroganten Überzeugung “ich bin doch schon ordentlich, was kann man dazu noch lernen?” wurde zu einem Hobby. Einem obsessiven Hobby.
Wäre ich auch ohne die gemeinsame Garagenaktion irgendwann über Marie Kondo gestolpert. Who knows?
Per Zufall von der ganzen Welt der Ordnung erfahren, Dank liebevoller Arschtritte erst in Erwägung gezogen, das beruflich zu machen und aufgrund von Frust im Job die Motivation dazu gefunden.
Aber woher kam meine Selbstsicherheit zu gründen? Aus meiner Beobachtung und der Erfahrung, dass man alles erlernen kann, wenn man möchte und das, wer Verantwortung übernimmt , belohnt wird.
2005 – 2015: Über das Glück guter Vorbilder
10 Jahre lernen von den Besten. Ob als Servicekraft in der Bar und im Restaurant, als Auszubildende im Theater oder später als Produktionsassistentin einer TV-Serie: Meine Chefs waren immer Vorbilder für mich. Männer, die eine Vision hatten, die Kundenzufriedenheit groß schrieben und deren Motto war: “Geht nicht gibt’s nicht”.
Überall durfte ich erfahren, dass mit guter Arbeit mehr Verantwortung und mehr Autonomie einhergeht. Vor allem im Theater und in der TV-Serienproduktion – beides damals Startups – wurde mir krass vorgelebt: Es gibt für alles eine Lösung. Und du kannst sie selbst finden. Es gibt nichts, was du nicht lernen kannst. Je besser du bist, desto besser geht es dem Unternehmen.
Ich wurde gefordert (das war nicht immer gesund) und gefördert. Ich möchte nicht sagen, dass die schnelle Verantwortungsübergabe ein bewusst eingesetztes pädagogisches Mittel war. Mancherorts war sie schlicht dem Personalmangel oder Zeitdruck geschuldet. Aber meine Lernkurve war immer extrem steil, stets eingebettet in eine gute Fehler- und Feedbackkultur.
Ja, ich hatte großes Glück mit meinen Ausbildern und Vorgesetzten. Oder hatte ich diese Jobs überhaupt erst aufgrund meiner Persönlichkeit bekommen?
1986 – 2005: Neugier und Ordnungssinn von Anfang an
Zu Beginn hatte ich gesagt, dass es für mich rückblickend die logischste aller Schlussfolgerungen ist, dass ich heute Ordnungscoach bin. Dass sich alles so natürlich ineinandergefügt hat. Eine Verkettung von glücklichen Umständen, ein paar Zufällen und einem starken sozialen Netz.
Ich will dich jetzt nicht mit meiner Kindheit und Jugend langweilen und auch gar nicht zu viel Privates erzählen. Nur soviel: “Sarah auch” und “Sarah helfen” sollen meine ersten Zweiwortsätze gewesen sein. Soweit so gewöhnlich. Ich war schon immer sehr neugierig und wollte immer das können, was die Erwachsenen schon konnten. Einen Hang zur Ordnung hatte ich als Kind schon. Schließlich konnten Ersatzknöpfe nicht lose in einem Kästchen herumfliegen, sondern mussten Gleiche zu Gleichen aufgefädelt sein. Der Putztag war mein liebster Wochentag. Ich war sehr regeltreu und dennoch etwas vorlaut. Unvergessen, wie ich mit 4 Jahren den Besuch zusammenstauchte, dass sie mit den Schuhen, die sie im Garten getragen hatten nicht zurück ins Haus dürften. Meine Eltern haben mir eine gute Mischung aus zwei Weisheiten vermittelt: “Tu was dich glücklich macht” und “Schaffe isch e Arbet!” (Arbeiten ist Arbeit).
Ich bin ein Glückskind. Bis heute musste ich nie Mangel erleben, war und bin umgeben von Menschen, die es gut mit mir meinen und habe die Freiheit, das zu tun, was mich erfüllt. Für all das bin ich sehr dankbar.
Suchst du noch nach deinem Traumberuf? Dann wünsche ich dir auch eine große Portion Glück, ein paar kleine Arschtritte und nie versiegende Neugier. Solltest du auch den schönsten Beruf der Welt machen und Ordnungscoach werden wollen, dann kann Orgart dich dabei unterstützen.
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