Ich liebe Schnittblumen, ihnen in meinem Garten beim Wachsen zuzusehen und sie dann in mein Zuhause zu holen.
Trotz aller gut gemeinten Ratschläge aus meinem Umfeld, meinen Garten doch für etwas ‘Nützlicheres’ wie Kartoffeln oder Bohnen zu nutzen, bleibe ich meinen Blumen treu.
Und diese Blumen brauchen Vasen – viele Vasen.
Nicht, dass im Sommer mein ganzes Haus voll davon steht, aber eine gewisse Auswahl muss schon sein.
Deshalb kennt man mich im Sozialkaufhaus in Schopfheim auch als diejenige, die den Eingang blockiert. Denn dort steht das Regal mit den Blumenvasen.
Selten schaffe ich es, Spenden abzugeben, ohne mit einer neuen Blumenvase nach Hause zu fahren.
Wer darf eigentlich im Sozialkaufhaus einkaufen?
In Sozialkaufhäusern kann jeder und jede einkaufen, unabhängig vom Einkommen.
Das Konzept dahinter ist nicht nur die Unterstützung bedürftiger Menschen, sondern auch die Förderung von Nachhaltigkeit und der Wiederverwendung von Gebrauchtwaren.
So werden Ressourcen geschont und ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet.
Das offene Einkaufskonzept trägt auch dazu bei, soziale Barrieren abzubauen und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Indem jeder dort einkaufen kann, wird eine Brücke zwischen unterschiedlichen sozialen Schichten geschlagen, was zur Inklusion beiträgt und Vorurteile abbauen kann.
Wieso werden die gespendeten Sachen nicht verschenkt?
Die Sachen werden aus mehreren Gründen nicht einfach verschenkt:
Erstens hilft der Verkauf, die Betriebskosten des Sozialkaufhauses zu decken. Zweitens schafft das Bezahlen einen Wert für die Gegenstände, was dazu beitragen kann, die Würde der Käufer*innen zu bewahren – es ist ein Kauf, kein Almosen.
Außerdem fördert es das Prinzip der Nachhaltigkeit und vermeidet Verschwendung, da Menschen tendenziell sorgfältiger mit Dingen umgehen, für die sie bezahlt haben.
Das Sozialkaufhaus ist keine Müllkippe!
Manche Menschen sehen Sozialkaufhäuser allerdings als eine bequeme Möglichkeit, sich von unerwünschten Gegenständen zu trennen, ohne sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen zu müssen.
Das führt dazu, dass Sozialkaufhäuser mit Dingen überhäuft werden, die niemandem mehr nutzen – kaputte Elektrogeräte, beschädigte Möbel oder verschlissene Kleidung.
Nicht nur ist es eine finanzielle Belastung für die Einrichtungen, diesen ‚Müll‘ dann zu entsorgen, es ist auch nervenaufreibend, Menschen, die dort solche abgenutzten Dinge abgeben wollen, aufzuklären und ihnen zu vermitteln, dass man dieses Teil nicht einmal geschenkt haben möchte.
Das höre ich immer wieder in Gesprächen mit den Betreiberinnen der Sozialkaufhäuser in Rheinfelden, Schopfheim und Grenzach. Das ist nicht nur eine Belastung für die Einrichtungen, sondern auch eine Missachtung ihrer eigentlichen Mission.
Es geht hier nicht nur um das „Loswerden“ von Gegenständen, sondern um einen bewussten Prozess des Weitergebens.
Wenn wir Dinge besitzen, die wir schätzen und pflegen, entwickeln wir eine Bindung zu ihnen.
Es ist wichtig, dass wir lernen, unsere Gegenstände mit Respekt zu behandeln und die Verantwortung über sie übernehmen – auch wenn wir uns von ihnen trennen. Und für die Art, wie wir uns von ihnen trennen.
Das bedeutet, dass wir bereit sein müssen, uns mit ihnen auseinanderzusetzen, ihren Zustand realistisch zu bewerten und gegebenenfalls auch die Verantwortung zu übernehmen, sie ordnungsgemäß zu entsorgen, wenn sie niemandem mehr nutzen können.
Jedes Teil findet seinen Besitzer
In meinen Coachings erlebe ich oft das Gegenteil: Viele meiner Kund*innen sind zunächst zögerlich und neigen dazu, auszusortierende Gegenstände direkt als ‚Müll‘ abzustempeln.
Sie können sich schwer vorstellen, dass ihre nicht mehr gewollten Dinge für andere Menschen noch von Wert sein könnten.
Hier kommt eine simple Regel ins Spiel, die ich gerne teile: Stelle dir die Frage, ob der Gegenstand objektiv betrachtet noch gut aussieht.
Hat er keine Kratzer, Löcher oder sonstige Macken?
Funktioniert er noch einwandfrei?
Wenn du diese Fragen mit ‚Ja‘ beantworten kannst, dann hat der Gegenstand definitiv einen Platz im Sozialkaufhaus verdient.
Es geht nicht darum, was dir persönlich gefällt oder nicht, sondern um die Funktionalität und den äußeren Zustand des Gegenstands.
Diese Perspektive hilft, ressourcenschonend zu handeln, und oft fällt es leichter, Dinge loszulassen, wenn wir uns bewusst machen, dass da draußen ein neuer Besitzer auf sie wartet.
Das ist doch ein schöner Gedanke, oder?
Ort der Begegnung und Freude
Zu den vielen Gründen, warum ich Sozialkaufhäuser so schätze und sie gerne aufsuche, gehört die pure Freude, die sie in den Alltag bringen können.
Eine Begegnung, an die ich gerne denke: Eine ältere Dame im Rollstuhl, begleitet von einer jüngeren Frau. Gemeinsam durchstöberten sie die Schätze des Sozialkaufhauses. Nach einer Weile, die sie liebevoll jedem einzelnen Gegenstand gewidmet hatten, verließen sie den Laden. Die ältere Dame strahlte übers ganze Gesicht, sie lachte laut vor Glück, in ihrem Schoß eine neu erstandene Puppe, die sie zärtlich umarmte.
Dieser Moment war so berührend und echt, dass er mich daran erinnerte, wie wichtig diese Orte sind.
Sie sind mehr als nur Läden; sie sind Orte der Begegnung, der Freude und der kleinen Wunder im Alltag.
Wenn du also bisher Berührungsängste hattest, dort einzukaufen oder deine Spenden abzugeben, trau dich, es lohnt sich!
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