Stell dir vor, du würdest dich abends nicht entscheiden können, was du essen möchtest und würdest einfach stattdessen gar nichts essen. Und das nicht nur an einem Abend, sondern solange bis du, selbst wenn du wolltest, nicht mehr in der Lage dazu bist. Es muss in dem Fall eine (lebenswichtige) Entscheidung getroffen werden.
Was wir vergessen ist, dass wir unterbewusst ganz viele Entscheidungen treffen, jeden Tag. Es sind nur wenige Entscheidungen, die überhaupt im Bewusstsein auftauchen und nach einer Antwort verlangen. Und genau diese machen es uns manchmal schwer weiterzukommen im Leben.
Will ich?
Soll ich die Schuhe ausmisten, oder lieber nochmal für die nächste Feier aufheben? Soll ich meine Wand streichen? Soll ich meinen Job kündigen? Soll ich mich scheiden lassen? – Die meisten Fragen stellen wir uns im Kopf mit „Soll ich“. Das ist ein Fehler, denn die Frage sollte lauten “Will ich”.
Wenn du etwas aus freien Stücken entscheidest und auf dein Wohlbefinden schaust, würden dir einige Entscheidungen einfacher fallen. Will ich meine Zeit heute mit dieser Person verbringen? Möchte ich mein Geld anlegen?
Persönliche Bewertung
Diese Formulierung legt den Fokus auf deinen Willen, nicht auf die Einflüsse darum. Vielleicht hast du schonmal den Vergleich gehört, dass Wasser immer Wasser ist, aber der Wert von seiner Umgebung abhängt, wie zum Beispiel das dem Wasserhahn und der Tankstelle.
Den Wert von Gegenständen bestimmen wir selbst und sie sind nicht für jeden gleich. Jemand, der schon drei Flaschen Wasser hat, würde wahrscheinlich weniger bezahlen, als jemand, der gerade vom Sport kommt und Durst hat. Es ist die Umgebung in der wir uns befinden, die uns zu Entscheidungen drängen, aber die Entscheidung sollte doch immer im Sinne unseres Wohlbefindens getroffen werden.
Dauer des Wohlbefindens
Ob es sinnvoll ist ein drittes Paar weiße Sneaker zu haben ist tatsächlich im ersten Moment eine tolle Idee, denn es ist ein kurzfristiges Glücksgefühl, doch was passiert langfristig? Wir ärgern uns über wenig Platz, die Anschaffungskosten und den schnellen Verschleiß. Was also wichtig bei Entscheidungen ist, sind nicht nur das kurzfristige, sondern auch langfristige Wohlbefinden.
Langfristig ist natürlich in der heutigen Welt, schwer zu sagen, aber du kannst die Dauer für dich selbst bestimmen. Wie wäre es zum Beispiel erstmal zu überlegen, ob sich die Entscheidung für das nächste Jahr gut anfühlt?
Lähmung umgehen
Bei einigen Entscheidungen ist es gut, sich Unterstützung von Experten zu holen, wie Steuerberater, Anwälte und Versicherungsmakler. Grundsätzlich gilt aber, dass Entscheidungen, die nicht getroffen werden, in einem arbeiten und eventuell lähmen. Wir bleiben auf der Stelle stehen, können uns nicht für etwas Neues öffnen und verlieren Energie in der Entscheidungsfindung und dem Grübeln.
Wenn wir Grübeleien über Szenarien, die gar nicht eintreffen, reduzieren und mehr auf unsere Gefühle hören würden, könnten wir Entscheidungen schneller treffen. Ich sage hier bewusst nicht „besser treffen“, da es häufig kein „richtig“ und „falsch“ gibt.
Es heißt „Manchmal ist keine Entscheidung, auch eine Entscheidung.“ Dem kann ich zustimmen, denn es kommt auf die Fragestellung an. Aber doch ist eine Art Entscheidung getroffen, die der nachfolgenden Handlung den Weg weist.
Beim Ordnungscoaching gibt es einige Fragestellungen und grobe Richtlinien, mit denen man eine Entscheidung leichter herbeiführen kann, doch auch hier gilt, die Entscheidung liegt beim Kunden. Wenn die Person den „Vielleicht Stapel“ behalten will, ist das dessen Entscheidung. Wir können keine Entscheidung erzwingen, nur unterstützen sie zu treffen.
Doch wenn man sich durchgerungen hat, eine Entscheidung getroffen zu haben, sollte man sie nicht infrage stellen oder bereuen. Es ist unnötig und ändert nichts an der derzeitigen Lage. Das ist deprimierend und manchmal auch schmerzlich, doch es gilt, du musst mit deinen Entscheidungen leben.
Selbstwert
Das ist auch der Grund, warum wir unsere Entscheidungen nicht von anderen oder zu sehr von den Umwelteinflüssen abhängig machen sollten. Es ist natürlich gut sich über Konsequenzen vorab Gedanken zu machen, aber es wird nur dann relevant, wenn man die Entscheidung auch wirklich in Betracht zieht. Du lebst mit deinen Entscheidungen, auch wenn sie andere beeinflussen, heißt es nicht, dass du dich davon lenken lassen solltest. Du musst mit dir im Reinen sein und für dich einstehen. Was die anderen sagen, kommt immer an zweiter Stelle.
Welche Auswirkungen deine Entscheidung hat, wird wahrscheinlich deine Grübelei vorab nicht im Ganzen ausmalen können und manchmal ergeben sich aus „dummen“ Entscheidungen, neue Chancen. Wer hat nicht schon von Millionären gehört, die anfangs all ihr Geld in eine Idee gesteckt haben, um lange auf den Erfolg zu warten, bis irgendwann der Durchbruch kam. Nur wenn man seien Entscheidungen nicht bereut und daran glaubt, dass sie einen Zweck hatten, wird es sich auszahlen.
Wir alle können uns von Kindern eine Scheibe abschneiden, die spontan und ohne lange nachzudenken entscheiden, welches Eis sie wählen, welche Schuhe sie anziehen und welchen Brotbelag sie gerne mitnehmen würden. Es geht um das eigene Wohlbefinden und was sie sich, in diesem Moment für sich wünschen.
Verständnis
Wer mit sich und seinen Entscheidungen zufrieden ist, kann sich auch besser mit den Entscheidungen von anderen anfreunden und Verständnis aufbringen. Es geht nicht darum, allen Entscheidungen zuzustimmen, sondern Wertschätzung für getroffene Entscheidungen zu haben. Wer keine Entscheidungen trifft, kann nichts verändern. Daher sollten wir alle mehr Verantwortung für unser eigenes Leben übernehmen und weniger über andere meckern, die es tun. Denn wer keine bewussten Entscheidungen trifft, hat keine Ahnung, wie schwer es ist, mit den Konsequenzen zu leben.
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