Fröhliche Weihnachten – trotz Chaos?
Wie gehst du damit um, wenn du das Gefühl hast, an Weihnachten im Chaos zu versinken?
Bettina Tusk ist EINFACH | GUT | SORTIERT und schreibt darüber, das Fest der Liebe in stürmischen Zeiten zu meistern.
Aufschieberitis – alleine schon dieses Wort.
Ich habe es mittlerweile schon von einigen mehr gehört, dass sie unter ihrer Prokrastination leiden. Man schafft einfach so wenig und wenn Terminsachen anstehen, kommt man oft in Stress, weil man sie mal wieder bis auf den letzten Drücker aufgeschoben hat.
Kennst Du solche Situationen?
Ich, ganz ehrlich gesagt, sehr gut. Denn auch ich bin bekennende “Aufschieberin”.
Wenn ich Aufgaben bekomme oder mir selber Aufgaben stelle, dann schiebe ich sie oft so weit hinaus, bis es schon fast in Stress ausartet, um sie noch termingerecht abzuarbeiten. Wenn es keinen fixen Termin gibt, schiebe ich sogar gerne ganz weit nach hinten.
Eines ist ganz wichtig und das möchte ich im Vorfeld schon mal klarstellen:
Aufschieberitis hat nicht zwingend etwas mit Faulheit zu tun.
Was das bedeutet, erkläre ich weiter unten genauer.
Ganz lange habe ich mir jede Menge Vorwürfe gemacht.
“Hättest du doch schon früher damit begonnen, dann hättest du jetzt nicht so viel Stress.”
“Warum schaffst du es einfach nicht, Dinge sofort zu erledigen?”
Diese und andere Gedanken schossen mir immer wieder durch den Kopf, wenn es mal wieder so weit war, dass mich die Aufschieberitis gepackt hat.
Aber warum ändert man es dann nicht einfach, wenn es jedes Mal wieder schmerzt?
Ganz einfach. Es schmerzt nicht genug. Bzw. waren die negativen Erfahrungen, die man gemacht hat, bisher nicht schlimm genug. Man hat also alles immer noch rechtzeitig geschafft oder das Nichterledigen der Dinge hatte keine schlimmen Konsequenzen.
Ja, vielleicht hatte man Stress, weil man nicht mehr viel Zeit hatte. Vielleicht war es auch anstrengend und es hat Überwindung gekostet. Aber dadurch, dass man es letztendlich geschafft hat, wurde aus dem negativen Gefühl ein eher positives. Schließlich war man stolz auf sich, dass man es rechtzeitig hinbekommen hat, oder etwa nicht?
Manchmal liegt es aber auch daran, dass es uns ganz einfach sehr schwerfällt, alte Gewohnheiten abzulegen.
Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muß sie die Treppe hinunterprügeln, Stufe für Stufe. – Mark Twain
Das ist eines meiner Lieblingszitate, das ich mir immer wieder anschaue. Ich habe sogar ein kleines Bild mit diesem Zitat immer direkt vor mir an der Wand über meinem Schreibtisch hängen, damit ich es nie vergesse.
Oftmals versuchen wir aber eben doch eine Gewohnheit aus dem Fenster zu werfen und sie von heute auf morgen total zu ändern. Gerade bei Aufschieberitis, eine Sache, die wir uns häufig schon von klein auf antrainiert haben, ist es aber nicht möglich, von jetzt auf gleich alles immer und sofort zu erledigen.
Wenn du jemanden kennst, der das geschafft hat, oder du es selber geschafft hast, dann bin ich zutiefst von dieser Willensstärke beeindruckt.
Ein weiterer Grund ist, dass wir meistens die Dinge aufschieben, die unangenehm sind. Sie fühlen sich schwer oder langweilig für uns an. Man hat einfach keine Lust, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen und macht lieber etwas, das Spaß macht oder leicht fällt.
Natürlich kann man jetzt sagen, dass man sich doch viel besser fühlt, mit dem Wissen, die “schlimme” Aufgabe schon erledigt zu haben. Keine Frage. Das stimmt selbstverständlich. Aber die Überwindung, die es kostet, sich der unangenehmen Aufgabe anzunehmen, ist eben eine Hürde, die auch erst einmal genommen werden will. Einigen fällt das nun mal eben leichter als anderen.
Oben sagte ich bereits, dass Aufschieberitis oder Prokrastination nicht zwingend etwas mit Faulheit zu tun haben.
Natürlich gibt es auch diejenigen, die einfach nur faul sind. Aber da das ein ganz anderes Thema ist, lasse ich es jetzt einfach mal außen vor.
Der Körper braucht hin und wieder seine Pausen. Und das nicht nur von körperlicher Anstrengung, sondern auch von geistiger.
Manchmal ist man von Dingen, die vielleicht sogar ganz tief in uns für Unruhe sorgen, und wir es somit kaum oder gar nicht merken, so erschöpft, dass es unglaublich schwerfällt, sich aufzuraffen und die eigentlich wichtigen Aufgaben zu erledigen.
Ich habe einige Seminare mitgemacht, um herauszufinden, was ich gegen meine Aufschieberitis tun kann und auch sehr viele Tipps und Kniffe bekommen. Aber alle haben bei mir nichts gebracht. Warum? Das habe ich in meinem letzten Zeitmanagement Seminar herausgefunden.
Wie oben schon beschrieben – es ist noch nie etwas Tragisches passiert bzw. ich habe immer alles zum Abgabetermin geschafft. Es gab also keinen Grund, etwas zu ändern. Aber seitdem ich das erkannt habe, habe ich meine Einstellung zu diesem Thema komplett geändert.
Ich habe aufgehört, mir selber Vorwürfe zu machen, wenn ich wieder lieber eine Serie geschaut habe, als an etwas zu arbeiten oder mich erst mit unwichtigen Dingen beschäftigt habe, anstelle das zu machen, was ich eigentlich machen sollte.
Vorwürfe bringen einen nicht weiter, sie kosten nur unnötige Zeit.
Genau diese Akzeptanz hat mich dann endlich an den Punkt gebracht, dass ich mit meiner Aufschieberitis besser umgehen kann. Ich schiebe immer noch fleißig, aber ich fühle mich dabei nicht mehr schlecht und ich habe mich so organisiert, dass ich schieben kann ohne die Gefahr von negativem Stress. Denn ein wenig Stress hat mir zumindest noch nie geschadet.
Einige können es, andere nicht – unter Stress arbeiten. Dabei muss man unterscheiden in positiven Stress (Eustress) und negativem Stress (Disstress). Der positive Stress ist in Maßen unser Freund und hilft uns dabei, Aufgaben auch unter Zeitdruck noch gut zu erledigen. Der Disstress zieht uns eher runter und macht uns müde, schlapp, fertig und kaputt.
Das mal so als ultra Kurzfassung, sonst philosophiere ich hier noch ewig über die Unterschiede.
Wenn du also jemand bist, der unter (Eu)Stress gut arbeiten kann, dann ist ein klein wenig Aufschieben gar nicht so schlimm, sondern sogar eher förderlich.
Die Betonung liegt dabei natürlich auf “ein klein wenig”.
Vor allem nicht von sich erwarten, dass man ab morgen nie wieder etwas aufschiebt.
Es gibt viele Tipps, die man bei akuter Aufschieberitis anwenden kann. Das Internet ist voller Tipps, die dagegen helfen sollen. Darum möchte ich Dir verraten, was mir persönlich hilft, besser mit der Aufschieberitis umzugehen.
Wie ich weiter oben schon verraten habe, ist die Akzeptanz der Grundstein. Ich weiß also, dass ich gerne Dinge vor mir herschiebe und teilweise erst auf den letzten Drücker erledige. Deswegen muss ich meine Aufgaben so organisieren, dass ich nicht zu sehr unter Stress stehe, um sie noch rechtzeitig zu schaffen.
Ja, ich weiß, das ist vielleicht etwas ausgelutscht, aber es hilft mir. Ich schreibe dabei nicht nur auf, was die einzelnen To Do’s sind, sondern auch, wie viel Zeit sie ungefähr benötigen und zu wann ich sie erledigen muss. Stichwort: ABC-Analyse.
Mehr als eine (in Ausnahmefällen zwei) A-Aufgabe plane ich niemals an einem Tag, weil ich weiß, dass ich sonst mit meiner Zeit überhaupt nicht auskomme.
Wichtig ist eben, wenn man sich eine große To Do Liste schreibt, dass immer eine Zeit dahinter steht, wie lange die Aufgabe in Anspruch nimmt und das Datum, zu wann es erledigt sein muss.
Wenn ich dann meine täglichen Aufgaben plane, sehe ich sofort, welche Aufgabe dringend ist und wann ich unbedingt damit anfangen muss, damit ich sie noch rechtzeitig schaffe. Ich kann mir sogar einen kleinen Puffer einplanen.
Große Aufgaben unterteile ich auch in mehrere kleinere und schreibe ein Datum dahinter. Quasi einen kleinen Meilensteinplan, damit ich nicht zu lange auf einmal an einer unangenehmen oder langweiligen Aufgabe arbeiten muss.
Diese Liste habe ich immer bei mir, damit ich sie nie aus den Augen verliere.
Wenn ich gerade mal so richtig motiviert bin, versuche ich so viel wie möglich von meiner Liste zu erledigen. Manchmal arbeite ich so sogar schon ein bisschen vor und habe dadurch dann an anderen Tagen, an denen meine Motivation es sich irgendwo in einer Hängematte am Strand gemütlich macht, nicht so viel Stress oder Angst, dass ich eine Aufgabe nicht rechtzeitig erledigt bekomme.
Ich weiß, dass ich manchmal einfach mehr Pausen brauche, als vielleicht andere. Es heißt, man soll nicht mehr als 60 % seines Arbeitstages verplanen. Ich plane sogar noch weniger fest ein. Maximal 40-50 % meines Tages. Alles, was ich mehr schaffe, gibt mir nämlich zusätzlich ein richtig gutes Gefühl und macht mich stolz auf mich.
Und genau so ein Gefühl hilft mir dabei, dass die Motivation nicht allzu oft Urlaub macht.
Und damit meine ich nicht, dass ich meine Aufgaben jemand anderen gebe. Gerade wenn man selbstständig ist, hat man häufig nur Verbindlichkeiten vor sich selber. Man setzt sich selber die Termine, zu wann man was gemacht haben möchte. Und wenn man leidenschaftliche Aufschieberin ist, kommt auch mal der Gedanke, “Ach, das kannst du auch einfach morgen machen und verschiebst den Termin ein wenig.”
Dem beuge ich vor, indem ich Freunden oder Familienmitgliedern erzähle, dass ich dieses oder jenes zu einem bestimmten Termin fertig haben möchte. Wichtig ist nur, dass diese Personen, denen man den Termin genannt hat, auch nachfragen und vielleicht sogar etwas nervig werden.
Mir persönlich ist es eher unangenehm, wenn ich jemandem zusage, dass ich etwas zu einem gewissen Zeitpunkt erledigen möchte (auch, wenn es nur für mich selber ist) und dieser Person dann erklären muss, dass ich lieber die Zeit auf dem Sofa verbummelt habe.
Diese kleinen Tricks haben mir also geholfen, dass ich mit meiner Aufschieberitis hervorragend leben kann und mich nicht mehr schlecht fühle bzw. auch nicht mehr zu sehr in Stress gerate, weil ich etwas zu lange geschoben habe.
Ich hoffe, ich konnte dir damit jetzt auch ein stückweit helfen. Keine Angst, für dich entstehen keinerlei Extrakosten.
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Responses
Tolle Tipps! Mein Motto für dieses Jahr: Einfach Machen! Bis jetzt klappt es gut.
Danke.
Das freut mich sehr, dass es bei Dir so gut klappt. Ich wünsche Dir viel Erfolg damit weiterhin 🙂
LG Jenny
Ach ja, die Aufschieberitis ist ne gute Bekannte von mir.
Ich bin ja nun beruhigt, dass es nicht nur mir so geht.
Ich habe im Netz auch schon manches gelesen,was als
motivstionshilfe gedacht war. Doch die Umsetzung scheiterte
bisher aus verschiedenen Gründen. Seit ich mich in Bezug
auf Antriebstörung ,generelle Angst vor Überforderung freier fühle
und mich mit meinen Schwächen besser annehmen kann,
bin ich am üben,dass die Ordnung besser wird.
Wenn es doch wieder Rückfälle gibt, ich trödle oft oder lass mich
ablenken oder vernachlässige die Impulskontrolle,sag ich,
morgen neuer Versuch,PUNKT. Und egal,wie langsam ich voran komme,
es ist ja mein Leben. Gruss Dorena
Hallo, grade den Blog entdeckt und er gefällt mir sehr gut. Ich finde das Thema “andere einbinden” spannend. An anderer Stellen im WWW wurde empfohlen, nicht zuviel VORAB mit anderen zu reden, da sich das dann anfühlt, als hätte man schon mit der Umsetzung begonnen/die Hälfte geschafft. Somit wird der Druck rausgenommen und wieder prokrastiniert… Spannend wie jeder seinen eigenen Weg finden muss :). Ich brauche immer ein wenig länger um in die Gänge zu kommen, und dann in der Rückschau frag ich mich, warum ich sooooo lange gebraucht habe um endlich zu starten … weil doch alles halb so schlimm war (Diplomarbeit war das mühsamste Prokrastinieren und dann doch in 2 Monaten erledigt :D).. das Jahr Vorlaufzeit nennen wir mal nicht ;). alles Gute
Mir haben ein paar einfache Tipps geholfen.
– Unangenehme Aufgaben als erstes am Tag erledigen. ( Unangenehme Aufgaben sind oft welche die einem schwer fallen. Somit hat man diese erledigt wen man noch ausgeruht ist und erledigt die
leichteren aufgaben wen man etwas schlapper oder unkonzentriert ist. )
– Schwere Aufgaben stückeln und an mehreren Tagen abarbeiten. ( Bei mir bewirkt es oft, dass ich mehr als geplant erledige weil ich einmal dran bin.
– Nicht zu viel an einem Tag planen.
– Auch Freizeit, Pausen und Belohnungen Planen.